Alkoholkonsum und Gesundheit
Fakten zu ‚Alkohol und Gesundheit
Wird man in Österreich bei einer gesellschaftliche Zusammenkunft gefragt was man trinken möchte, so ist häufig Alkohol gemeint. Alkoholische Getränke wie Bier und Wein sind ein Teil unserer Kultur. Dabei ist die Menge die wir täglich, wöchentlich oder jährlich trinken auf den Fall zu hinterfragen. Das Achterl Rotwein zum Abendessen wurde uns vor Jahren zur Prävention ans Herz gelegt und wir haben guten Gewissens zugegriffen. Doch was ist mit den vielen Litern Bier, Wein, Most und Spirituosen die wir trinken?
In Österreich werden fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung ab 15 Jahren als alkoholabhängig eingestuft (2,5 % der Frauen und 7,5 % der Männer). Das sind ungefähr 370.000 Menschen. Weitere 9% konsumieren Alkohol in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß. In Summe macht das 14 % der Österreicherinnen und Österreicher aus. Also rund eine Million Menschen, weisen ein problematisches Trinkverhalten auf.
Wenn sich Menschen von diesen Gewohnheiten lösen möchten. Z.B. das Bier nach dem Fußballtraining, der Musikprobe, der Feuerwehrübung, werden sie oft ausgelacht. „Ich sollte wegen meines Gewichts weniger Bier trinken, aber ich werde so lange angemacht, bis ich mir wieder ein Bier aus der Kiste hole…“ (Ein Patient im Beratungsgespräch)
Durch Alkohol gehen viele in guter Gesundheit verbrachte Lebensjahre verloren!
Alkohol ist ein Zellgift, das sich nach dem Trinken im ganzen Körper verteilt und alle Organe schädigen kann. Es gibt Krankheiten wie die alkoholische Lebererkrankung, die alkoholinduzierte Pankreatitis sowie Alkoholabhängigkeit, die rein von Alkoholmissbrauch verursacht werden.
Darüber hinaus ist Alkohol an der Entstehung von mehr als 200 Krankheiten beteiligt. z.B. Krebsarten, Herz-Kreislauferkrankungen, Typ-2-Diabetes, Atemwegserkrankungen sowie Verletzungen. Das Erkrankungsrisiko wird nicht nur von der Menge und Häufigkeit des Konsums, sondern auch durch Rauchen, Ernährung, Geschlecht, Alter und genetischer Veranlagung beeinflusst.
Österreich - Hochkonsumland
Vergleicht man weltweit den Alkoholkonsum, so ist deutlich zu sehen, Österreich liegt mit ein paar anderen Ländern im Hochkonsumbereich. Trauriger Spitzenreiter ist Rumänien mit 17 l reinem Alkohol pro Jahr. Deutschland und Österreich liegen mit 12,2 und 12 Liter nahe beieinander.
Da wir eher mit Gläsern als mit reinem Alkohol rechnen, hier ein Beispiel: 0,5 Bier mit 5 %vol. enthält ca. 20g reinen Alkohol, 0,2 Liter Wein oder Sekt ca. 18g reinen Alkohol.
Alkohol und Krebs
Ich glaube uns ist oft nicht bewusst, wie sehr Alkohol unserem Körper schadet. Alkohol ist in jeder Menge krebsfördernd. Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmender Menge und Häufigkeit des Konsums an. Alkohol wird beim Abbau in unserem Körper zu Acetaldehyd, das ist krebserzeugend und kann die DNA schädigen. Weiters verursacht Alkohol oxidativen Stress, fördert Entzündungen und die Regulierung des Hormons Östrogen.
Geringer Alkoholkonsum:
Bereits geringer täglicher Alkoholkonsum von bis zu 12,5g erhöht das Krebsrisiko in Mund, Rachen, Speiseröhre, Brust.
Die meisten alkoholbedingten Krebserkrankungen sind die Folge eines Alkoholkonsums von 20-40g Alkohol pro Tag. 20g reiner Alkohol ist in 0,5 L Bier oder 1/4 Wein enthalten. Für die Krebsprävention ist es am besten, keinen oder selten Alkohol zu trinken.
Alkohol und Medikamente
Medikamente sollte man generell nicht mit Alkohol kombinieren. Im Alltag ist uns das aber häufig nicht bewusst. Gerade Personen die regelmäßig Medikamente wie Antiallergika (z.B. Cetrizin, Loratidin) oder Antidepressiva (z.B. Fluoxetin, Sertralin) einnehmen, sollten über die Wechselwirkungen Bescheid wissen und am besten auf Alkohol verzichten. So kann es bei den genannten Antiallergika zu einer verstärkt schlaffördernden Wirkung kommen, oder bei den genannten Antidepressiva zu verstärkten Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit oder Übelkeit.
Auch scheinbar harmlose Schmerzmittel wie Paracetamol können in Kombination mit Alkohol verstärkt die Leber schädigen. Bei Schmerzmittelgruppen wie Ibuprofen, ASS, Diclofenac steigt das Risiko von Blutungen im Magen-Darm-Trakt.
Alkoholkonsum und Entwicklung von Jugendlichen
Je früher Jugendliche das erste Mal Alkohol trinken, umso größer ist das Risiko, abhängig zu werden. Wer vor dem 15. Lebensjahr mit dem Trinken beginnt, hat eine rund viermal höhere Wahrscheinlichkeit abhängig zu werden, verglichen mit einer Person, die erst mit 20 Jahren mit dem Konsum beginnt.
Trinken in der Pubertät ist besonders problematisch. In dieser Zeit finden im Gehirn Umbauprozesse statt, insbesondere im präfrontalen Kortex. Dieser steuert die kognitive Leistung, die Persönlichkeit und die Kontrolle der Emotionen. Alkoholkonsum, besonders Rauschtrinken, führt bei Jugendlichen zu Veränderungen der Hirnsubstanz. Es kann zu Beeinträchtigungen der kognitiven Leistung, des Gedächtnisses, der räumlichen Wahrnehmung, der Verhaltenskontrolle, der Problemlösungsfähigkeit sowie der Störung der Sozialisation kommen. Das kann kann zu massiven Auswirkungen im späteren Leben führen. Unfälle, Gewalt, Beeinträchtigung der Identitätsbildung, erschwertes Lernen von Normen, Probleme mit Freunden, Familie und Schule.
Alkoholmenge Empfehlung
Im aktuellen Alkohol-Positionspapier der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) wird eine deutliche Reduzierung von alkoholischen Getränken angestrebt. Woher kommen die Mengen-Empfehlungen?
Das Canadian Centre on Substance Use and Addiction hat 2023 den Canada´s Guidance on Alcohol and Health veröffentlicht. Darin sollte durch mathematische Modellierung die Menge an Alkohol ermittelt werden, die mit dem geringsten Risiko alkoholbedingter physicher, mentaler sowie sozialer Folgen verbunden sind.
DGE Positionspapier zu Alkohol
Es gibt keine gesundheitsfördernde oder für die Gesundheit risikofreien Alkoholkonsum. Die DGE empfiehlt daher auf alkoholische Getränke zu verzichten. Wer dennoch alkoholische Getränke konsumiert, soll v.a. hohe Alkoholmengen meiden. Dies gilt besonders für junge Menschen. Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sollen auf Alkohol generell verzichten.
Alkohol und Übergewicht
Ich spreche den Alkoholkonsum in der Ernährungsberatung sehr häufig an. Da Alkohol einen hohen Kaloriengehalt hat und die Fettverbrennung einschränkt, ist er auch ein Punkt in der Beratung von übergewichtigen Menschen. Wenn eine Person täglich 1-2 Flaschen Bier 0,5 l trinkt, so sind dies je nach Getränk ca. 440 kcal!
Haltung zu Alkohol
In Österreich gehört Alkohol zum guten Ton. Daher ist e nicht verwunderlich, dass der Alkoholkonsum mit Ausbildungsniveau steigt. Wie können wir unser Verhalten ändern? Österreich ist Erzeugerland von herrlich gutem Wein und Bier. Wird das Einschränken von Alkohol angesprochen, kommt es sehr oft zur Abwehrhaltung. Ich glaube wir müssen an vielen Stellen Aufklärungsarbeit leisten.
Besonders Vereine können hier einen wichtigen Beitrag leisten. Im ländlichen Setting ist der automatische Alkoholkonsum schon tief verankert. Wenn Personen bewusst auf Alkohol verzichten möchten, sollte das unterstützt und nicht belächelt werden. Ich habe in meiner langjährigen Beratungspraxis schon so häufig gehört, dass Personen sich eher zurückziehen, als die Konfrontation zum Thema Alkohol eingehen. Würden wir einer Person die zum Rauchen aufhören möchte, auch ständig eine Zigarette vorhalten und sie belächeln, wenn sie keine möchte?
Wir könnten in nächster Zeit Personen, die keinen Alkohol trinken möchten, besonders unterstützen. Entweder nicht darauf herumreiten oder selbst auch keinen Alkohol trinken. Gelingt dies, wird man sehen, dass die Gesellschaft der Menschen die Gemütlichkeit ausmacht, nicht der Alkohol selbst. Automatisiertes Trinken (immer ein Bier zur Jause, immer ein Glas Hugo mit der Freundin) sollte einem sparsamen Genuss weichen. Das Hinterfragen des eigenen Konsums ist immer der erste Schritt.
Hilfestellungen zum Thema erhöhter Alkoholkonsum
Das Canadian Centre on Substance Use and Addiction hat einen Folder zum Thema „Kenne dein Alkohol-Limit“ erstellt. Du kannst ihr hier downloaden. Er umfasst Infos zum Alkoholkonsum und einen Fragebogen um das eigene Alkoholkonsumverhalten besser einschätzen zu können.
Alkoholberatungsstellen findest du hier:
Point – Alkoholberatung Bezirk Rohrbach-Berg: alkoholberatung.rohrbach@promenteooe.at
Alkoholberatung Land OÖ: alkoholberatung@ooe.gv.at (Diese Email kann zur Infobeschaffung aus ganz OÖ gewählt werden)
Ambulanz für Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit: Ambulanz.P5.nmc@kepleruniklinikum.at
Quellen:
Deutscher Alkohol-Atlas: https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Alkoholatlas-Deutschland-2022_dp.pdf
DGE – Alkohol Positionspapier: https://www.dge.de//fileadmin/Bilder/wissenschaft/referenzwerte/DGE-Position_Alkohol_EU_2024_10.pdf
Umrechnung Getränke in reinen Alkohol: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/sites/default/files/pdf/2020_11_Alkoholmengen_Getränke_vf.pdf