Insekten als Nahrung?

Pro und Kontra Krabbeltiere als Nahrungsquelle

Seit 24.1.2023 trat eine EU-Verordnung trat in Kraft, nach der Insekten, genauer gesagt, entfettetes Pulver aus Hausgrillen, als neuartiges Lebensmittel zugelassen wurde. Nun stellt sich die Frage: Wie stehst du zu Insekten als Nahrungsquelle? Sehen wir uns ein paar Fakten dazu an.

Insekten erhitzen die Gemüter

Laut EU-Verordnung vom 3.1.2023 darf nun teilweise entfettetes Pulver der Hausgrille (Acheta domesticus) in Lebensmitteln beigesetzt werden. Wir können sie also zukünftig in vielfältigen Lebensmittelbereichen wie Gebäck, Crackern und Keksen, Saucen, Fleischersatz, Suppen, Getränken, Schoko usw. finden. Es gibt jedoch mengenmäßige Beschränkungen. Wie viel Gramm Insekten bestimmten Lebensmitteln beigemengt werden dürfen, kann kann man im Anhang der Durchführungsverordnung nachlesen. Ob uns nun eine Welle von Lebensmitteln mit Insekten erwartet, erörtern wir im Laufe des Beitrags.

Ganz neu ist diese Thematik nicht, die Zulassung für die Larven des Mehlwurms und der Wanderheuschrecke gibt es bereits seit 2021.

Warum graut manchen Menschen so von der Vorstellung Insekten zu essen?

Jahrzehnte lang waren Insekten in unserem Essen kein Qualitätszeichen. Uns „graust“ schlichtweg von Krabbeltieren in unserem Essen. Dass Insekten jetzt auch ganz bewusst unserem Essen beigemischt werden dürfen, verstört manche Konsumenten und Konsumentinnen. Sehr viele Menschen gehen bereits den Schritt zu weniger tierischen Lebensmitteln am Speiseplan und haben vielleicht auch Angst, Insekten klammheimlich untergejubelt zu bekommen. Das sind alles verständliche Gründe für eine gewisse Skepsis.
Eine weitere Personengruppe, jene Menschen die an Allergien leiden, haben berechtigte Angst, auch auf Insekten zu reagieren. Vorstellbar wäre dies bei einer bestehenden Allergie auf Weich- und Krebstiere und auch bei einer Hausstauballergie. Das allergene Potential von Insekten wird derzeit noch in Studien überprüft. 

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Kennzeichnungspflicht von Insekten

Beinhaltet ein Produkt Insekten, so muss dies auf der Zutatenliste klar und verständlich aufgeführt sein. Es wird der lateinische Name und die deutsche Bezeichnung des Insekts angeführt. Man findet also die Bezeichnung „teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille)“ oder   „gefrorene Larven/Paste aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)“ oder „teilweise entfettetes Pulver von Locusta migratoria (Wanderheuschrecke)“ auf der Verpackung. 

Bei loser Ware wie beim Bäcker oder im Restaurant, empfiehlt sich das Nachfragen beim Personal. Da Insekten nicht in die Liste der 14 Hauptallergene aufgenommen wurde, findet man sie nicht zwingend bei der Allergenkennzeichnung. 

Garantiert frei von Insekten

Insekten sind Tiere und somit sind Produkte damit weder vegan noch vegetarisch. Konsumenten können entweder selbst die Zutatenliste nach etwaigen Insektenbeimengungen durchforsten, oder sich an am V-Label oder Veggie-Label orientieren (siehe Logo unterhalb).

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v- und veg-label , European Vegetarian Union 2019

Pro und Contra Insekten als Nahrungsmittel

Da sich Insekten noch als relativ neue Bestandteile von Lebensmitteln darstellen, habe ich meine Pro und Contra-Liste nach heutigem Stand der Datenlage verfasst.

  • Insekten in Lebensmitteln sind derzeit noch relativ selten. Für manche Insekten, wie die Hausgrille, gibt es derzeit auch mengenmäßige Beschränkungen. Nachzulesen im Anhang der Durchführungsverordnung. 

  • Derzeit sind die Herstellungskosten von Insekten noch relativ hoch. Deshalb muss man jetzt erst einmal nicht damit rechnen, dass diese Bestandteile sehr oft eingesetzt werden. Solange andere Proteine günstiger sind, wird die Proteinquelle Insekten vermutlich eher sparsam oder nur als Nischenprodukt eingesetzt bzw. Produkte mit Insekten sogar speziell beworben.

  • Ökologisch gesehen, haben Insekten einen geringeren CO2 Ausstoß, Wasser- und Landverbrauch als andere Tierarten. Die benötigte Temperatur zur Aufzucht könnte ein Kritikpunkt sein. Diese ist höher als bei anderen Tierarten. 

  • Ernährungswissenschaftlich punkten Insekten mit einem hohen Proteingehalt (öhnlich wie Rind, Schwein oder Pute) und mehr einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren als andere Tierarten. Zum Proteingehalt muss aber noch etwas mehr gesagt werden. „Zubereitungen aus Insekten können einen hohen Proteingehalt aufweisen, obwohl der tatsächliche Proteingehalt überschätzt werden kann, wenn der Stoff Chitin, ein wesentlicher Bestandteil des Exoskeletts von Insekten, enthalten ist. “ (Janssen et al, 2017b) Was bedeutet das? Chitin ist in der Insektenhülle (z.B. Panzer) enthalten. Der Eiweißgehalt von Chitin ist aber nur theoretisch zu sehen. Chitin wird nicht wirklich verdauut und deswegen steht das Protein nicht für unseren Stoffwechsel zur Verfügung. 

    Auch der hohe Anteil an Omega-3-Fettsäuren macht sie interessant für unseren Speiseplan. Ihr essbarer Anteil liegt bei 80% – das ist sehr hoch im Vergleich zu anderen Nutztieren (Rind ca. 40%).

  • Insekten als Fleischersatz? Auch Insekten sind Tiere. Sie sind also für vegetarisch oder vegan lebende Menschen keine Alternative zu Fleisch. Es gibt ausreichend pflanzliche Proteinquellen, die in unseren Breiten angebaut werden und ausreichend verfügbar sind. (z.B. Hülsenfrüchte, Soja)

  • Betreffend allergenem Potential von Insekten bedarf es noch mehr Studien! Die praktische Umsetzung der Kennzeichnung bei loser Ware ist schwierig. Hier gibt es viel Gesprächs- und Schulungsbedarf bei Betrieben, Restaurants usw. Dieses Thema gestaltet sich sowohl für Konsumenten als auch für Betriebe selbst schwierig. 

  • Lücken in der Verordnung: In der Verordnung gibt es keine Regulation betreffend Hygiene, Tierschutz und Ernährung der Insekten. Nur, dass Insekten in der EU als Nutztiere gelten und somit nicht mit tierischen Nebenprodukten gefüttern werden dürfen. Das wird in Nicht-EU Ländern z.B. Asien nicht so gehandhabt. 
    Auch die Themen Krankheitserreger, Parasiten, Pestizide, Fungizide, Antibiotika, Umweltgifte und Schwermetall werden NICHT geregelt. 
  • Hygiene: Insekten sollten unbedingt vor dem Verzehr erhitzt werden. Ein alleiniges Einfrieren ist nicht ausreichend um Keime abzutöten.  In der Verordnung(Quelle: Foods 2023, 12, 572. https://doi.org/10.3390/foods12030572)
  • Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat mehrere Forderungen an Politik und Industrie gestellt. Hierbei geht es um Keimabtötungsverfahren und den Hinweis auf notwendiges Erhitzen vor dem Verzehr. Weiters sollten Hygienevorschriften für Produktion, Fütterung der Insekten definiert werden. Auch auf Rückstände wie Antibiotika oder Fungizide sollten die Insekten untersucht werden. Mehr im Artikel..

Ob Insekten zukünftig vermehrt auf unseren Tellern landen ist fraglich. Für mich stellt sich dabei die Frage, ob ich ein Tier durch ein anderes Tier ersetzen möchte? Weiters liegt mir das Thema der Allergenität als Diätologin doch eher schwer im Magen. Da müssen wir jedoch noch auf Studiendaten warten oder auch auf Erfahrungswerte. 

Ich hoffe meine Zusammenfassung hat dir geholfen, dir selbst eine Meinung zum Thema Insekten zu bilden. 

 

Quellen:

Ernährungsumschau: Rechtliche Bedingungen für die Vermarktung von Speiseinsekten in der EU EU04_2020_M204_M213.pdf
Verbraucherzentrale NRW- Grillen als neues Lebensmittel
WKO Insekten als Novel Food

 

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Andrea

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