Süßstoffe und das Mikrobiom
Welche Auswirkungen Süßstoffe in unserem Körper haben können…
Mittlerweile weiß bereits jedes kleine Kind, dass ein übermäßiger Zuckerkonsum nicht gesund ist. Weniger davon zu essen wäre das wünschenswerte Ziel. Hier könnte der Artikel schon aufhören 😉 Die Entwicklung der letzten Jahre brachten viele verschiedene Süßstoffe und andere Süßungsmittel, die uns helfen sollten, auf Haushaltszucker zu verzichten.
Zahlreiche Untersuchungen zeigen aber mittlerweile, dass auch Süßstoffe Auswirkungen auf unseren Körper haben. In einer israelischen Studie des Weizmann-Instituts wurde die physiologische Wirkung von Zuckerersatzstoffen im menschlichen Organismus untersucht.
Studiendurchführung Süßstoffe und Mikrobiom
Den Teilnehmer:innen der Studie wurden jeweils einer der vier Süßstoffe in geringer Dosierung für 14 Tage verabreicht: Saccharin, Sucralose, Aspartam und Stevia. Während dieser Einnahmezeit haben sie mögliche Veränderungen des Stoffwechsel und den Effekt der Süßstoffe auf das Mikrobiom aufgezeichnet.
Ergebnisse der Studie
Glykämische Antwort:
Es wurden regelmäßig Glucose-Toleranz-Tests durchgeführt. Dabei wird beobachtet, wie der Körper auf die Gabe auf den Stoff reagiert. Dabei zeigte sich, dass Saccharin und Sucralose einen Insulinanstieg begünstigten und den Blutzucker erhöhten. Die Blutzuckerkontrolle des Körpers, war unter dem Einfluss der Süßstoffe deutlich reduziert. (Quelle: Prof. D. Johann Ockenga, Direktor Klinikum Bremen Mitte)
Zusammensetzung des Mikrobioms
Alle Süßstoffe zeigten eine Änderung der Zusammensetzung des Mikrobioms sowie eine Veränderung der Anzahl bestimmten Stoffwechselprodukte. Neutral verhielt sich keiner der Süßstoffe!
Zur näheren Untersuchung wurde die veränderte Darmflora auf sterile Mäuse übertragen, auch diese entwickelten dadurch die oben aufgeführten Veränderungen. Eine weitere Studie deutet auch auf eine Beeinträchtigung des Immunsystems hin.
WHO-Empfehlung zu Süßstoffen
Die Weltgesundheitsorganisation rät davon ab, kalorienfreie Süßstoffe zum Gewichtsmanagement und Prävention verschiedener Erkrankungen wie Diabetes M. Typ 2 einzusetzen. Eine Verwendung von Süßstoffen kann kurzfristig helfen Körpergewicht abzunehmen. Betrachtet man mehrere Jahre, gibt es keine eindeutigen Belege für eine positive Wirkung auf das Gewicht und die Körperfettmasse. Es gab durchaus Studien, die einen gegenteiligen Effekt zeigten. Bei Erwachsenen zeigte sich auch, dass bei regemäßigem Verzehr das Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und allgemein die Sterblichkeit erhöhte. Die WHO Empfehlung kann nicht eindeutig belegt werden, da es sich um Beobachtungsstudien handelt, die keinen direkten Zusammenhang nachweisen können. Der Süßstoff-Verband kritisiert daher die Aussagen der WHO.
Welche Rückschlüsse können wir daraus ziehen?
Wir wissen bereits, dass auch der Konsum von Fruktose keine Alternative zum Haushaltszucker darstellt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Fruktosekonsum die Neubildung von Fett in der Leber noch stärker anheizt, als Traubenzucker. (Hierbei ist nicht der natürliche Fruchtzucker der empfohlenen 1-2 Portionen Obst gemeint, sondern Produkte die mit Fruktose gesüßt werden, um Haushaltszucker einzusparen)
Vielleicht ist nach diesen Erkenntnissen der Zeitpunkt gekommen, uns intensiver mit unserem Zuckerkonsum zu beschäftigen. Wir könnten unsere Energie dazu nutzen, weniger Zucker zu konsumieren. Nutzen wir diese Erkenntnisse und versuchen unseren Zuckerkonsum zu verringern. Ewig auf der Suche nach der nächsten, billigen, Eier-legenden-Wollmilchsau, wird es bestimmt neue Stoffe zum Versüßen geben. Veränderung in den Gewohnheiten zu etablieren ist schwierig. Mit dem notwendigen Wissen, können wir aber sehr einfache und effiziente Schritte setzen. Vor allem in Familien zahlt sich diese Investition doppelt aus. Kinder ahmen unser Verhalten nach, das geht aber nicht nur bei schlechten Gewohnheiten – Gott sei Dank auch bei den Guten 😉
Wer tatsächlich am Verringern der Zuckerzufuhr arbeiten möchte, kann mit folgenden ersten Schritten beginnen:
3 Schritte, Zucker effektiv einzusparen
- Trinke Wasser und ungesüßte Tees! Mit gesüßten Getränken, konsumieren wir besonders viel und vor allem auch sehr schnell, viel Zucker! Hier findest du also den mächtigsten Hebel, um Zucker einzusparen. Auch hochwertige Fruchtsäfte enthalten viel Zucker und sollten nur sehr sparsam verwendet werden. Iss lieber die gesamte Frucht z.B. einen Apfel anstelle eines Glas Apfelsaftes.
- Süßigkeiten, Eis, Kuchen usw. sind für uns beinahe überall und sehr günstig zu erstehen. Gerade in dieser Gruppe finden sich viele verschiedene Süßungsmittel und sehr viel Haushaltszucker und gesättigte Fette. Überlege für dich selbst, in welchen Situationen du Süßes isst? Zwischendurch, wenn dir langweilig ist, beim Fernsehen, wenn du traurig bist usw. Zu Hinterfragen in welchen Situationen man zu Süßigkeiten greift, kann helfen die Zufuhr achtsam zu steuern.
- Fruchtjoghurts und gesüßte Milchprodukte oder pflanzliche Alternativen sind ebenfalls eine Gruppe, wo sich sehr viel Zucker ansammeln kann. Ein herkömmliches Fruchtjoghurt mit einem Inhalt von 200g kann sehr schnell mehr als 20g Zucker beinhalten. Wenn wir das mit der empfohlenen maximalen täglichen Zuckermenge eines Erwachsenen vergleichen, sehen wir, dass dies schon 50% der Zuckermenge ausmacht. Lieber Naturjoghurt oder pflanzliche Alternative besorgen und mit einer Portion Obst, die Süße steuern.
Quelle:
Ernährungsumschau 04/2023
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): Süßstoffe verändern das Mikrobiom und erhöhen den Blutzuckerspiegel. Pressemeldung vom 05.04.2023
Eran Elinav et al.: Personalized microbiome-driven effects of non-nutritive sweeteners on human glucose tolerance – ScienceDirect. In: Cell, Volume 185, Issue 18, Pages 3307-3328.e19, 1. September 2022.
WHO-Guidline https://www.who.int/publications/i/item/9789240073616
Süßstoff-Verband Pressemitteilung WHO Aussage: https://suessstoff-verband.info/blog/who-empfehlung-zu-suessstoffen/