Weight Cycling
Warum dieses hin und her für deinen Körper ungesund ist…
Ich bin täglich mit dem Thema Gewichtsreduktion beschäftigt. Als Diätologin weiß ich, dass viele Erkrankungen durch eine Gewichtsreduktion verbessert werden können. Blutzuckerwerte verbessern sich, der Blutdruck wird niedriger, sogar das Krebsrisiko sinkt mit einem gesunden Körpergewicht. Doch wie sagte ein Kollege vor Kurzem zu mir:“ Wir wissen das seit Jahren, leider ist es für viele Menschen sehr schwer ist, ein gesundes Gewicht zu erreichen!“
Was ist Weight Cycling?
Was hat er damit gemeint? Viele Menschen schaffen es kurzfristig Gewicht zu verlieren und im Anschluss wieder zu zunehmen. Dieses AUF und AB nennt man „Weight Cycling“. Dieser Jo-Jo-Effekt des Gewichts kann für unseren Körper Auswirkungen haben. Somit rückt für mich die Gewichtsabnahme in ein anderes Licht. Wichtig sind schaffbare Ziele, die nicht nur aufgrund des Gewichts oder des BMI als vermeintlich gesund angesehen werden. Eine „Diät“ die nur kurzfristig durchgeführt wird, schafft oftmals die Grundlage für Weight Cycling.
Es gibt zahlreiche Studien die dem Weight Cycling (WCYC) gesundheitliche Probleme nachsagen. Eine Erhöhung des abdominellen Fetts (Fett im Bauchbereich) und des kardiovaskulären Risikos (Herz-Kreislauferkrankungen) (1), ein niedrigerer Grundumsatz (2). Die Forschung ist hier aber noch nicht abgeschlossen. Die Studien bedienten sich verschiedener Messmethoden und somit bedarf es noch mehr an Daten.
Neben körperlichen Symptomen gibt es auch einen Zusammenhang von WCYC und psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Essstörungen wie Binge Eating (Essanfälle) und Suchterkrankungen wie Alkoholmissbrauch.
Tipps zum Beenden von Weight Cycling
Wenn du für dich ein gesundes Gewicht finden möchtest, könnten dir diese drei Tipps dabei helfen:
Tipp 1: Schaffbare Ziele
Jeder Körper ist anders, somit sollte man ein gesundes Körpergewicht an individuellen Maßstäben messen. Je mehr Muskelmasse du hast, umso schwerer bist du auf der Waage. Muskeln sind wertvoll, wir müssen sie liebevoll pflegen und vor allem gut ernähren. Crash-Diäten sorgen meist nicht für Fett-Verluste, sondern reduzieren leider oft unsere Muskelmasse und dadurch auch unseren täglichen Energieverbrauch. Daher empfehle ich eine Messung der Körperzusammensetzung. Dabei finden wir heraus, wie viel Muskel- und Fettmasse du hast. Daraus lässt sich dann ein gemeinsames Ziel ableiten. Vergessen wir dabei nicht, dass nicht jeder Mensch im Optimalbereich liegen muss. Es handelt sich nur um Referenzwerte! Kleine Teilschritte sind wertvoll und sollten wertgeschätzt werden. Sie sind für unsere Gesundheit viel wichtiger als ständiges AUF und AB.
Tipp 2: Lifestyle Analyse
Wer endlich weg will vom endlosen Gewichtsthema, darf sich auf einen spannenden Weg zu einer gesünderen Ernährung freuen. Keine Verbote, aber konkrete Tipps zur Unterstützung deines Stoffwechsels. Dazu ist es sinnvoll eine ausführliche Analyse deines Ernährungsverhaltens zu machen.
Wann wird gegessen? Welche Mahlzeiten kommen vor und wie sind sie zusammen gesetzt?
Wie sieht`s mit Bewegung aus?
Bist du im Dauer-Stress?
Hast du eventuell Erkrankungen, die spezielle Aufmerksamkeit bedürfen?
Das und Vieles mehr, sollte man bedenken und besprechen, wenn man einen individuellen Weg zu einer gesunden Ernährung ergründen möchte.
Ein Ernährungstagebuch kann der erste Schritt sein, sich der aktuellen Ernährungsgewohnheiten bewusst zu werden. Meiner persönlichen Erfahrung nach, kann dauerhaftes Mitschreiben oder Mittracken von Kalorien Stress auslösen und führt meist nicht zu besseren Ergebnissen.
Hier findest du eine Vorlage eines Ernährungstagebuchs zum Erfassen deiner Ernährung. 7-10 Tage mitzuschreiben ist ideal! Bring es bitte zur Beratung mit:
Tipp 3: Low hanging fruits
Mit „low hanging fruits“ ist gemeint, dass du mit ganz einfachen Veränderungen in deinem Ernährungsverhalten beginnen solltest. Punkte die dir nicht allzu schwer fallen. Wenn du z.B. sehr gerne Obst und Gemüse isst, kannst du probieren, wirklich bei jeder Mahlzeit einen „bunten“ Anteil einzubauen. Wenn du z.B. Eislaufen lernst, beginnst du ja auch mit den Basics und versuchts nicht gleich einen doppelten Axel oder? 😉
Kleine Dinge umzusetzen bedeutet nicht, dass das immer so leicht ist. Immer wenn es um Gewohnheiten geht, bedarf es viel Zeit, Dinge auch langfristig umzusetzen. Die Chance es zu schaffen ist aber größer, wenn es zu Beginn nicht allzu schwer ist.
Der Fokus auf positive Dinge verhilft zu positiverem Denken und das ist ein sehr mächtiges Tool. Es stärkt unser Selbstbewusstsein und hilft uns, wenn es mal nicht so toll läuft. Damit meine ich, sich täglich die guten Dinge vor Augen zu halten. Das funktioniert nicht nur bei Ernährungsthemen. z.B. Heute habe ich bei jeder Mahlzeit Gemüse gegessen! Ich habe diese Woche dreimal selbst gekocht, das war lecker und hat mir Freude bereitet…Dabei bestärken wir uns in unserem Tun! Das ist wichtig und tut gut.
Dinge die nicht so gut laufen, haben wir meist viel präsenter am Schirm. Das kann zu Demotivation führen. Reden wir in der Beratung darüber. Finden wir gemeinsame Wege, diese Punkte zu verbessern oder auch sie einfach abhacken zu können.
Wir sollten uns auch bewusst werden, dass es nie den optimalen Zeitpunkt für eine Gewichtsveränderung gibt. Immer wird ein Urlaub oder Geburtstag oder eine Feier anstehen. Das ist das LEBEN. Es ist nicht perfekt und du musst es auch nicht sein! Eine gesunde Ernährung, die wirklich zu dir passt, kann dir Gesundheit, Wohlbefinden und so viel Genuss schenken. Wär das nicht herrlich?
Ernährungsberatung als Kassenleistung
Seit Jahren, eigentlich seit Jahrzehnten machen wir Diätologinnen uns für eine Übernahme unserer Beratungsleistung durch Krankenkassen stark. Es wäre so wichtig, einen niederschwelligen Zugang zu Ernährungsberatung anzubieten. Wir hoffen immer noch auf eine baldige Möglichkeit. Derzeit (Stand Juni 2022) gibt es zwei Varianten der finanziellen Unterstützung.
SVS-Gesundheitshunderter
Einmal jährlich können SVS versicherte Personen den Gesundheitshunderter in Anspruch nehmen. Ich biete dazu spezielle Pakete an! Bitte kontaktiere mich, wenn du Interesse hast. Die Investition muss 150 Euro betragen und du bekommst 100 Euro retourniert.
LKUF - OÖ. Lehrer-Kranken- und Unfallfürsorge
Lehrer:innen haben ebenfalls die Möglichkeit einer Unterstützung durch die Krankenkasse. Dieser freiwilliger Zuschuss (90% von 60 Euro/Stunde) wird einmal jährlich (in Ausnahmefällen zweimal) gewährt. Hier finden Sie noch mehr Infos dazu.
Quellen:
1) Cereda, Malavazos, Caccialanza, Rondanelli, Fatati, & Barichella, 2011; Rodin, Radke-Sharpe, Rebuffe- 17 Scrive, & Greenwood, 1989
2) Blackburn et al., 1989
3) Diplomarbeit Weight Cycling bei Bipolarer Störung, Frederike T. Fellendorf, 2014